Das Wandern hat sich in Deutschland zu einer beliebten Outdooraktivität entwickelt. Im Zuge einer Situation, in der einige Expertinnen und Experten sogar von einem „Wanderboom“ oder einer „Redynamisierung des Wandertourismus“ sprechen, haben immer mehr Destinationen das Wandern als Thema entdeckt. In der Covid-19-Pandemie haben Aufenthalte in der Natur und Aktivitäten wie das Wandern einen weiteren Aufschub erhalten.
Durch den Eintritt neuer Destinationen, die Angebote zum Wandern geschaffen haben oder bestehende Angebote aktiver vermarkten, hat die Konkurrenzsituation auf dem Wandermarkt zugenommen. Umso wichtiger wird es für Destinationen, auf Basis von Erkenntnissen zu den Bedürfnissen der Nachfrage zielgruppengerechte Angebote im Wandertourismus zu gestalten und Wandererlebnisse zu generieren. Auch haben in der Covid-19-Pandemie neue Gruppen das Wandern für sich entdeckt, deren Bedürfnisse das Deutsche Institut für Tourismusforschung untersucht hat.
Das Deutsche Institut für Tourismusforschung (seit 2020) bzw. das Institut für Management und Tourismus (IMT) (bis 2020) untersuchen seit 2019 bis 2021 in jährlichen Studien repräsentativ bestimmte Aspekte des deutschen Wandermarktes, um detaillierte Einblicke in den Wandergast zu erlangen. Die einzelnen Studien sind nachfolgend beschrieben.
Projektbeschreibung der Wanderstudie 2019
Im Jahr 2019 untersuchte das Institut erstmalig das Wanderverhalten der Deutschen. Die Erhebung ist repräsentativ für die deutschsprachige, in Privathaushalten lebenden Internetnutzer im Alter von 16 bis 75 Jahren. Die Durchführung der Befragung erfolgte durch das Marktforschungsinstitut Ipsos im Rahmen einer Online-Mehrthemenumfrage (i:omnibus:). Untersucht wurden im Jahr 2019 dabei u.a. folgende Aspekte:
• Wanderintensität und Abgrenzung von „Wandern“ und „Spazieren gehen“
• Motive für das Wandern
• Bevorzugte Wanderterrains
• Wichtigkeit verschiedener Infrastrukturelemente
• Nutzen von Orientierungshilfen
Projektergebnisse
Ergebnisse der Studie zur Nachfrage im deutschen Wandermarkt im Jahr 2019
Projektbeschreibung der Wanderstudie 2020
Nach der ersten Befragung im Jahr 2019 hat das Deutsche Institut für Tourismusforschung (entstanden aus dem IMT) im Oktober 2020 nun zum zweiten Mal die deutschsprachige, in Privathaushalten lebenden Internetnutzer im Alter von 16 bis 75 Jahren repräsentativ untersucht. Auch diese Befragung erfolgte durch das Marktforschungsinstitut Ipsos.
Neben der Wiederholung eines Großteils der Fragen aus dem Jahr 2019 mit der Zielsetzung, Zeitvergleiche zu erhalten, wurde im Jahr 2020 ein Sonderteil ergänzt, um den Einfluss der Covid-19-Pandemie auf die Nachfrage im Wandertourismus zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass Verschiebungen im Freizeitverhalten, auch zugunsten des Wandertourismus in Deutschland, zu konstatieren sind.
Die Ergebnisse der Befragung wurden im Wintersemester 2020/2021 in das Seminar „Erfolgsfaktoren für Destinationen im Kontext eines erstarkenden Wandertourismus“ des Bachelorstudiengangs „International Tourism Management“ der FH Westküste als eine Datengrundlage zur Vorbereitung qualitativer Anknüpfungsmethoden eingebracht. Zielsetzung des Seminars ist es, anhand ausgewählter Regionen zu ermitteln, welche Faktoren von Bedeutung sind, damit eine Region durch die Wanderinfrastruktur und vom Wandertourismus insgesamt profitieren kann.
Projektergebnisse
Ergebnisse der Studie zur Nachfrage im deutschen Wandermarkt im Jahr 2020
Vortrag im Rahmen des virtuellen Symposiums "Wandern zwischen Outdoorboom und Klimawandel" der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften am 06. Mai 2021
Projektbeschreibung der Wanderstudie 2021
In der Wanderstudie des Jahres 2021 erfolgte eine Konzentration auf Wanderer, die sich aufgrund der Covid-19-Pandemie für einen oder mehrere Wanderurlaube in Deutschland entschieden haben. Zudem wurde die ursprünglichen Reiseplanungen, die Wiederholungsabsicht der „neu“ gewonnenen Wanderer für einen Urlaub mit Wandern in Deutschland sowie Auswirkungen auf das Wanderverhalten untersucht. Befragt wurden 3.001 Personen deutschlandweit im Rahmen einer Online-ad-hoc Befragung durch das Marktforschungsinstitut Ipsos. Repräsentativ ist auch diese Studie für die deutschsprachige, in Privathaushalten lebenden Internetnutzer im Alter von 16 bis 75 Jahren.
In der Studie haben 46 % der Befragten angegeben, seit März 2020 einen oder mehrere Urlaube in Deutschland gemacht zu haben, bei dem/denen sie gewandert ist. Von diesen hat etwas mehr als die Hälfte diesen Urlaub mit Wanderaktivität vor der Covid-19-Pandemie nicht als solchen geplant. Ein Großteil hatte vor März noch keine Urlaubspläne. Bezogen auf den letzten Urlaub wollten etwa 14 % einen Wanderurlaub machen, aber nicht in Deutschland – und zwar zumeist im europäischen Ausland. Die übrigen Befragten hätten entweder Urlaub in Deutschland, aber keinen Wanderurlaub, oder weder einen Wanderurlaub noch Urlaub in Deutschland gemacht.
Projektergebnisse
Ergebnisbericht der Studie zum Wanderverhalten der Deutschen in Zeiten der Corona-Pandemie
Vortrag im Rahmen der „5. Deidesheimer Gespräche zur Tourismuswissenschaft“ am 04.11.2021
Literaturempfehlung
Eilzer, C. / Harms, T. (2022): Neues aus der Wandercommunity – das Wanderverhalten der Deutschen in Zeiten der COVID-19-Pandemie. In: Quack, H.-D. / Thiele, F. (Hg.): Wandern in Krisenzeiten. Pandemie und Klimawandel als Chance? Reihe „Blickpunkt Wandertourismus“. Band 6. Erich Schmidt Verlag. S. 11-31. Link zum ESV-Verlag: https://www.esv.info/978-3-503-20942-2