Die Einstellungen und Wahrnehmungen der Bevölkerung zum Tourismus im eigenen Wohnort sind elementar für den Destinationserfolg. Eine nachhaltig positive Tourismusentwicklung hängt dabei auch von der Akzeptanz der einheimischen Bevölkerung ab. Aber welche Maßnahmen bedarf es, um die Tourismusakzeptanz zu fördern? Hiermit beschäftigt sich das gemeinsame LIFT-Forschungsprojekt gemeinsam mit dem Deutschen Tourismusverband und unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Bernd Eisenstein.
Mit der Tourismusakzeptanzstudie des Deutschen Instituts für Tourismusforschung konnte im Jahr 2019 erstmalig die Tourismusakzeptanz der deutschen Wohnbevölkerung gemessen werden. Die Studie zeigt auf, dass die positiven Auswirkungen des Tourismus auf den eigenen Wohnort häufiger positiv wahrgenommen werden als negativ, dennoch werden auch Defizite deutlich, beispielsweise bezogen auf die persönlichen Auswirkungen und es werden neben positiven Effekten auch negative Effekte durch die Einheimischen registriert, beispielsweise die Vergrößerung von Verkehrsproblemen. Die Studie zeigt zudem auf, dass der Akzeptanzwert bezogen auf den Wohnort in den vergangenen drei Jahren leicht rückläufig war. Auch aus Medienberichten wird deutlich, dass aktuell – unter anderem bedingt und beschleunigt durch COVID-19-bedingte Reiserestriktionen und Reiseverhaltensveränderungen – die Gefahr besteht, dass die Tourismusakzeptanz der Bevölkerung in einigen Orte und Regionen in Deutschland rückläufig ist. Auch wenn das Problem „zu viel Tourismus“ kein neues ist, scheinen soziale Tragfähigkeitsgrenzen erreicht bzw. bereits überschritten zu sein und es bedarf konkreter Maßnahmen, um die Tourismusakzeptanz zu fördern und einer positiven Entwicklung des Tourismus zu realisieren.
Unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Bernd Eisenstein wurde hierfür gemeinsam mit dem Deutschen Tourismusverband (DTV) ein Forschungsprojekt initiiert, welches im Rahmen der Fördermaßnahme LIFT Wissen (Leistungssteigerung & Innovationsförderung im Tourismus) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie umgesetzt wird. Das Projekt „Tourismus im Einklang mit den Einheimischen vor Ort möglich machen: Ableitung und Kategorisierung von Maßnahmen zur Förderung der Tourismusakzeptanz auf Grundlage einer Einflussfaktorenanalyse“ hat zum Ziel, Destinationsmanagementorganisationen auf unterschiedlichen Destinationsebenen dabei zu unterstützten, die Tourismusakzeptanz der lokalen Bevölkerung zu fördern und somit die Zukunftsfähigkeit der Tourismusentwicklung im Einklang mit der Bevölkerung zu sichern. Basierend auf Sekundärdaten und Primärdaten soll hierfür ein Maßnahmenkatalog und „Instrumentenkoffer“ entwickelt werden. Die folgenden zentralen Forschungsfragen sollen mit dem Projekt adressiert werden:
• Welche Determinanten prägen die Tourismusakzeptanz der Bevölkerung?
• Wie groß ist eine ggf. vorliegende Wahrnehmungslücke insbesondere mit Blick auf die ökonomischen Effekte des Tourismus?
• Mit welchen Maßnahmen kann die Tourismusakzeptanz verbessert werden?
• Welche Erfahrungen liegen im In- und benachbarten Ausland vor?
• Welche situativen Einflüsse bedingen den Erfolg der Maßnahmen?
Vor dem Hintergrund destinationsspezifischer Herausforderungen und Gegebenheiten, sollen hierbei situativ-adäquate Hinweise für Mahnahmen geleistet werden können, welche dann auf lokaler und regionaler Ebene operativ umgesetzt werden müssten. Im Januar 2022 ist ein (digitaler) Ergebnisworkshop geplant, in dem die zentralen Ergebnisse mit interessierten Akteuren geteilt werden sollen.
Ansprechpartner von Seiten des Deutschen Instituts für Tourismusforschung sind Prof. Dr. Bernd Eisenstein und Dr. Sabrina Seeler (Tourismusakzeptanzstudie).